Strandkrabbe – Rundumerneuerung im Watt

Krebs im Sand
Ihr Zuhause ist die Küste

Als Überlebenskünstlerin hat die Strandkrabbe verblüffende Fähigkeiten entwickelt. Unter ihrem Rückenpanzer speichert sie stets einen Wasservorrat für Notfälle, mit dem sie bis zu 12 Stunden im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen sitzen kann. Außerdem kann sie eine Zeitlang von Kiemen- auf Luftatmung wechseln, wenn sie sich außerhalb des Wassers aufhält. Zu guter Letzt ist sie in ihrer Nahrungswahl ausgesprochen flexibel und als Räuberin nicht zu unterschätzen: Sie kann Muscheln knacken, die so groß sind wie sie selbst, und schreckt auch vor frisch gehäuteten Artgenossen nicht zurück. Allerdings sind Strandkrabben gleichzeitig wichtiger Bestandteil der ökologischen Nahrungskette und wichtige Beute für Fische und Vögel, z. B. Möwen.

Merkmale

Strandkrabbe
Größere Knackschere (rechts), kleinere Kneifschere (links)

Die Gemeine Strandkrabbe (lateinisch: Carcinus maenas) gehört zu den Krebstieren, ihr Körper ist also von einem harten Panzer umgeben. Der Rückenpanzer ist einteilig und hat eine fünfeckige Form. Er ist etwas breiter als lang und erreicht bei männlichen Tieren bis zu acht Zentimeter, bei Weibchen bis zu sieben Zentimeter. Am vorderen Rand sind auf jeder Seite fünf Zähne zu erkennen. Am Kopf befinden sich die gestielten Facettenaugen, die jedoch zum Schutz auch eingeklappt werden können. Zwischen den Augen sitzen zwei Antennen, mit denen die Strandkrabbe riecht und fühlt.

Sie hat fünf Beinpaare, wobei das erste Paar die Form von Scheren aufweist. Die größere Schere ist die Knackschere – zum Zerkleinern der Beute – und die kleinere die Kneifschere zum Halten der Beute. Die anderen vier Beinpaare sind zum Laufen; Strandkrabben laufen in der Regel seitlich. Jüngere Tiere sind heller, ältere Tiere eher grün bis bräunlich.

Männchen und Weibchen lassen sich gut am Hinterleib unterscheiden, der unter dem Schwanz liegt. Das Hinterteil des Weibchens ist rundlich und breiter, das Hinterteil des Männchens eckig und schmal.

Lebensraum und Nahrung

Krebs auf Felsen
Felsküsten oder Hafenanlagen: Auch hier lebt die Strandkrabbe

Die Strandkrabbe lebt laut NABU an gemäßigten und subtropischen Küsten. Ihr Lebensraum erstreckt sich von der Küste Norwegens bis hin zur Atlantikküste Nordafrikas; in der Ostsee ist sie ebenfalls anzutreffen, allerdings nimmt ihre Verbreitung hinter Rügen ab, je weiter es nordöstlich geht. Hier ist der Salzgehalt für sie zu gering.

Früher reiste sie außerdem als blinder Passagier in Holzschiffen mit, heutzutage wird sie im Ballastwasser von großen Schiffen mitgeschleppt. Deswegen ist sie auch an der Ost- und Westküste Nordamerikas sowie an der Ostküste Südamerikas zuhause.

Laut BUND bewohnen Strandkrabben Gezeiten- und Flachwasserzonen, die bei Ebbe mehrere Stunden nicht von Wasser umspült werden. Hier verstecken sie sich am feuchten Prielrand, unter Seetang oder Steinen. Sie graben sich dabei im Sand ein und kommen erst wieder zum Vorschein, wenn die Flut einsetzt. Sie sind aber auch an Felsküsten, Muschelbänken oder Hafenanlagen zu finden. In der kalten Jahreszeit ziehen sie sich in tiefere Gewässer zurück, wo die Temperaturunterschiede nicht so gravierend sind.

Die Strandkrabbe gehört zu den Räubern und ist bei der Auswahl ihrer Beute relativ anspruchslos, u. a. ernährt sie sich von Würmern, Schnecken, Aas und Krebsen, die sie mit ihren Scheren fängt. Auch größere Muscheln kann sie damit problemlos knacken. Kannibalismus kommt vor, da Strandkrabben auch frisch gehäutete Artgenossen nicht verschmähen.

Lebensweise und Fortpflanzung

Krebs Rückenpanzer
Bei den Häutungsstadien wird der Rückenpanzer abgeworfen

Der Lebenszyklus der Strandkrabben ist immer gleich: Die so genannten Schwimmlarven durchlaufen fünf Häutungsstadien, da der Rückenpanzer nicht mitwächst. Erst danach sind sie ausgewachsene Krebse, die am Boden leben.

Im Sommer, nachdem sich das Weibchen gehäutet hat, erfolgt die Paarung. Das Weibchen klebt sich die gut 200.000 Eier unter ihren Schwanz und trägt sie geschützt mit sich herum.

Im darauffolgenden Frühjahr schlüpfen die Larven und verbringen die ersten Monate freischwimmend im Wasser. Danach siedeln sie sich als Jungkrabben auf dem Boden an. Im ersten Lebensjahr wachsen sie auf etwa 1,5 Zentimeter Körpergröße.

Gefährdung und Gefahren

Möwe mit Krebs im Schnabel
Strandkrabben sind Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte: Strandkrabben sind nicht nur Räuber, sondern werden auch selber von Vögeln und Meerestieren gefressen, vor allem Jungtiere sind beliebte Beute. Deswegen gelten sie laut Schutzstation Wattenmeer als ökologische Schlüsselart: Sie sind nicht nur Nahrung für Vögel und Fische sondern fressen jedes Jahr etwa 10 Prozent der Biomasse im Watt auf.

Wie andere Tierarten auch, haben sich Krabben in dieser Hinsicht jedoch perfekt angepasst: Erwischt sie ein Angreifer, z. B. eine Möwe, an einem Bein, kann sie es abwerfen und entkommen. Mit der Zeit wächst das Bein mit den Häutungen wieder nach. Ähnliches gilt für die Knackschere: Verliert sie diese, wandelt sich die schwächere Schere in eine neue Knackschere um.

Insgesamt sind die Bestände noch nicht gefährdet, obwohl der Lebensraum der Strandkrabbe stark belastet ist.

Überfischung, Erdölabbau, Schiffahrt und Tourismus haben in den letzten Jahren laut BUND das Ökosystem Meer zunehmend angegriffen und machen es damit auch der Strandkrabbe schwer.

Zurück