Stockente – schöne Männchen, quakende Weibchen

Ein Spaziergang um den See ist ohne Anwesenheit einiger Stockenten nur schwer vorstellbar. Das fröhliche Quaken im Hintergrund, die neugierigen und nicht unbedingt scheuen Tiere auf der Suche nach Brotkrumen und die flauschigen Küken im Frühjahr begleiten viele von uns schon seit ihrer Kindheit.
Die Bestände sind erfreulicherweise nicht gefährdet; in Deutschland leben bis zu 350.000 Brutpaare. Stockenten gelten als sehr anpassungsfähig und wurden deshalb schon vor mehr als 3.000 Jahren domestiziert. Die Folge: In unseren Parkanlagen tummeln sich laut „avi-fauna.info“ diverse Farbvarianten und Typen, da sich die Hybridformen immer wieder mit der Wildform paaren.
Merkmale

Die Stockente (Anas platyrhynchos) ist mit einer Größe von 50 bis 70 Zentimetern, einer Flügelspannweite von 80 bis 95 Zentimetern und einem Gewicht von 1.000 bis 1.800 Gramm die größte heimische Schwimmente. Sie hat einen kurzen Hals und kurze Beine mit Ruderfüßen, einen breiten Schnabel und ein wasserabweisendes Gefieder.
Charakteristisch sind deutliche Unterschiede zwischen Enten und Erpeln vor allem während der Paarungszeit: Die Ente ist unauffällig beige-braun mit einer braunen Musterung und einem blauen Flügelspiegel. Dabei handelt es sich um einen stahlblauen Fleck auf den Flügeln, der weiß umrandet ist. Der Schnabel ist orange-grau. Enten kommunizieren mit dem bekannten lautstarken Quaken, Erpel sind etwas leiser unterwegs. Sie legen hingegen laut NABU im Herbst, wenn die Balzzeit beginnt, ein buntes Prachtkleid an.
Besonders auffällig sind ihre grün schimmernde Kopffärbung sowie ihre so genannte „Erpellocke“, bei der sich die schwarzen Federn im Schwanz zu einer Locke aufrollen. Der Körper ist grau gefärbt, der Flügelspiegel wie beim Weibchen blau. Der Schnabel ist gelb, die Beine sind orange.
Wenn die Balz- und Paarungszeit im Frühjahr vorbei ist, mausert sich der Erpel und verliert laut „Deutschem Jagdverband“ so viele Federn, dass er im Juni und Juli vorübergehend flugunfähig ist. Nun ist er kaum noch von der Ente zu unterscheiden, da sein Gefieder ebenfalls eine schlichte braune Färbung annimmt.
Lebensraum und Nahrung

Die Stockente ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet. In Europa liegt ihr Hauptlebensraum im nordwestlichen Teil, während sie im Mittelmeerraum eher selten anzutreffen ist. In unseren gemäßigten Breiten lebt sie in der Regel als Standvogel, nur die Tiere aus nördlichen Regionen ziehen im Winter Richtung Süden und suchen Gewässer ohne Schnee und Eis auf.
Sie gelten als wenig anspruchsvoll und besiedeln jede Art von Gewässer, z. B. Seen, Teiche, Flüsse, Parks und Küsten. Sie fühlen sich durchaus auch in Städten wohl und nisten laut NABU mitunter abseits von Gewässern auf Hausdächern oder in Balkonkästen, von wo aus sie die Feuerwehr oder Naturschützer auch schon mal „retten“ müssen. Ein bevorzugter Nistplatz sind Stockausschläge gefällter Bäume – daher ihr Name.
In puncto Nahrung sind Stockenten flexibel, allerdings besteht ein Großteil aus Pflanzen, z. B. Wasserpflanzen, Gräser, Getreidesaat, Samen, Beeren und Früchte. Diese finden sie an Land, auf der Wasseroberfläche – oder unter Wasser, daher ist die Zeile „Köpfchen unters Wasser, Schwänzchen in die Höh“ durchaus wörtlich zu nehmen. Der Schnabel ist mit einem feinen Sieb aus Lamellen versehen, mit dem sie die einzelnen Bestandteile der Nahrung aus Wasser und Schlamm sieben. Zu Brutzeiten bevorzugen Stockenten tierische Kost, z. B. Würmer, Schnecken, Krebse, Insekten, Larven, Amphibien oder Kaulquappen.
Lebensweise und Fortpflanzung

Während der Balzzeit und Paarbildung zwischen Herbst und Frühjahr übernehmen Männchen und Weibchen feste Rollen. Die Männchen versuchen in ihrem Prachtkleid die Weibchen zu beeindrucken. Häufig stellen mehrere Erpel einer Ente nach – mitunter sogar, bis diese die Flucht ergreift. Ansonsten findet nach der Vertreibung der Konkurrenten eine erste Paarung statt.
Bei der Fortpflanzung im Frühjahr wird das Weibchen vom Männchen unter Wasser gedrückt – in einigen Fällen sind die Männchen so übereifrig, dass die Enten dabei ertrinken. Es wird vermutet, dass starker Konkurrenzdruck dafür die Ursache ist, da in der Population Männchen im Vergleich zu Weibchen in der Überzahl sind.
Den Nistplatz sucht das Paar anschließend noch gemeinsam aus, aber mit Beginn der Brutzeit trennt es sich. Das Weibchen legt sieben bis 13 Eier und brütet diese 27 bis 28 Tage aus. Es kümmert sich alleine um die Aufzucht und erkundet mit den Küken die Umgebung, bis diese mit etwa 50 bis 60 Tagen flügge sind. Erst danach findet die Mauser der Mutterente statt. Stockenten können bis zu 15 Jahre alt werden.
Gefährdung und Gefahren

Stockenten haben in erster Linie natürliche Feinde. Dazu gehören Füchse, Waschbären und Greifvögel. Ratten und Marder plündern außerdem mit Vorliebe das Gelege. Freilaufende Hunde versuchen mitunter Stockenten zu jagen, deswegen sollte man sie in Parks oder der Nähe von Gewässern möglichst anleinen.
Um die natürlichen Bestände nicht zu beeinflussen, sollten Stockenten nicht gefüttert werden. Brotreste u. ä. können den Tieren schaden und das Gewässer verschmutzen. Die Bestände sind insgesamt zwar zurückgegangen, werden aber im Wildtierbericht Baden-Württemberg weiterhin als günstig und nicht gefährdet eingestuft.