Mauswiesel – Winzling mit Bärenhunger

Mauswiesel halten aufrecht nach Gefahren Ausschau

Im Mittelalter galten Mauswiesel als dämonische Hausgeister; ihr Fauchen sollte angeblich Unglück bringen und wurde mit Hexerei in Verbindung gebracht. Heutzutage ist das nur schwer vorstellbar, sind Hermännchen – wie sie im Volksmund genannt werden – doch selber kaum größer als eine Maus. Sie sind eng verwandt mit dem Hermelin, der zweiten in Europa beheimateten Wieselart – allerdings sind diese fast doppelt so groß und können ihnen sogar gefährlich werden.

Merkmale

Mauswiesel (Mustela nivalis) sind Raubtiere der Ordnung Carnivora und gehören als so genannte Wieselartige der Familie der Marder an. Ihre maximale Größe liegt bei gerade mal 12 bis 26 Zentimetern, wobei es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede gibt: So werden die Männchen (Rüden) 17 bis 26 Zentimeter groß und 60 bis 100 Gramm schwer, die Weibchen (Fähen) hingegen nur 12 bis 17 Zentimeter groß und 30 bis 60 Gramm schwer. Mit ihrem länglichen Körper sind Mauswiesel kaum dicker als ein Bleistift und passen in jedes Mauseloch, was ihnen bei der Jagd durchaus entgegenkommt. Sie haben kurze Läufe, ihr Schwanz ist zwei bis acht Zentimeter lang; ihm fehlt die für Hermeline typische schwarze Spitze. Die Kopfform ist flach und lang, sie haben schwarze Knopfaugen und typischerweise eng anliegende runde Ohren.

Das Fell der Mauswiesel ist hellbraun und an Bauch, Brust und Kehle weiß. Auffällig ist eine gezackte Linie zwischen braunem und weißem Fell. Im Winter färbt sich das Fell in einigen Regionen – z. B. Nordeuropa, Nordamerika und Sibirien – komplett weiß, so wie das auch bei Hermelinen der Fall ist. In Mitteleuropa sieht man dies nur sehr selten. Mauswiesel haben einen hervorragenden Gehörsinn und riechen gut; ihr Sehsinn ist eher schlecht, so dass sie vor allem auf Bewegungen reagieren. Sie verständigen sich mit ihren Artgenossen über bestimmte Laute, je nach Situation: Wenn sie Gefahr wittern, fauchen oder zischen sie; sie können auch schrill kreischen oder sogar bellen. Bei der Verteidigung ähneln die Laute einem Quietschen, bei der Fortpflanzung und Familiengründung einem Trillern oder Singen.

Lebensraum

Mauswiesel in seinem typischen Lebensraum

Außer auf Island, Zypern und in Irland kommt das Mauswiesel in ganz Europa auf bis zu 3.000 Metern über dem Meeresspiegel vor. Weitere Verbreitungsgebiete sind Nordamerika, Asien und Nordafrika. Es bevorzugt offene, strukturreiche Feld- und Wiesenlandschaften sowie Waldränder, Brachflächen und Böschungen, meidet jedoch in der Regel geschlossene und dichte Wälder. Das Mauswiesel hält sich mit Vorliebe dort auf, wo es ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung – also vor allem Mäuse – gibt.

Als Unterschlupf nutzt es Erd- und Baumlöcher, Steinmauern und -haufen sowie Felsspalten, Baumhöhlen und -wurzeln. Es können aber auch vereinzelt Ställe, Keller und alte Gemäuer sein, vor allem im Winter. Zur Fortbewegung, für die Jagd und den Nestbau nutzt es häufig unterirdische, verlassene Baue von Nagetieren – vor allem Mäusen – und Maulwürfen.

Insgesamt lebt es eher versteckt und ist auch häufig versteckt – sprich unterirdisch – unterwegs. Auf einer Wanderung einem Exemplar zu begegnen ist ausgesprochen selten; wenn es sich doch mal zeigt, dann meist nur für wenige Sekunden. Die besten Chancen hat man auf Landwirtschaftsflächen, man sollte jedoch jede Menge Geduld mitbringen.

Mauswiesel leben als Einzelgänger und beanspruchen feste Reviere für sich. Die Reviere der Männchen sind zwischen sieben und 15 Hektar groß, die der Weibchen nur ein bis vier Hektar. Diese Reviergrenzen werden mit Drüsensekret markiert.

Nahrung

Mauswiesel mit Beute

Die Existenz des Mauswiesels hängt davon ab, wie viele Kleinnager – vor allem Wühlmäuse – es gibt. Ist das Beuteangebot eher dürftig, geht auch der Bestand an Mauswieseln zurück. Ist der Tisch reich gedeckt, können sie sogar zweimal pro Jahr Nachwuchs zur Welt bringen. Sie haben einen sehr hohen Energiebedarf, der bei etwa einem Drittel seines Körpergewichts liegt und sich während der Säugezeit sogar nochmal verdoppelt.

Das Mauswiesel ernährt sich als Raubtier ausschließlich tierisch: Hauptnahrungsmittel sind Wühlmäuse (und andere Mausarten), Vögel, Eidechsen, Insekten, Eier, Würmer und Aas. Mitunter erlegt es auch Tiere, die größer sind, zum Beispiel Ratten, Kaninchen oder Maulwürfe. Es jagt vor allem tagsüber und in der Dämmerung, ist aber auch nachtaktiv.

Dabei macht sich vor allem seine Schnelligkeit bezahlt: Das Mauswiesel ist ausgesprochen flink. Seine Kletterkünste reichen aus, um Vogelnistkästen zu erreichen, und es ist auch ein guter Schwimmer. Seine Beute tötet es kurz und effektiv mit einem Biss in den Nacken. Dieser hat erstaunliche Kraft: Im Verhältnis zu seiner Körpergröße ist sein Biss stärker als der von Großkatzen wie Löwe oder Tiger.

Die Beute wird meist unterirdisch gefressen, um vor Fressfeinden sicher zu sein. Ist zu viel Nahrung vorhanden, die das Mauswiesel nicht direkt fressen kann, versteckt es diese für schlechte Zeiten. Dafür legt es – ebenfalls unterirdische – Vorratslager an.

Lebensweise und Fortpflanzung

Mauswiesel sind Einzelgänger. Männchen und Weibchen treffen nur zur Paarung aufeinander und gehen ansonsten ihrer eigenen Wege. Tendenziell gibt es keine festen Paarungszeiten – so lange ausreichend Nahrung vorhanden ist, können sie sich das ganze Jahr hindurch fortpflanzen. Hochzeiten sind jedoch vor allem im Frühjahr und Spätsommer.

Bei der Paarung zeigt sich das Männchen von seiner besitzergreifenden Seite. Es beißt sich bis zu drei Stunden im Nacken des Weibchens fest, so dass dieses nicht entkommen kann. Danach bekommt das Weibchen nach einer Tragzeit von 35 bis 37 Tagen bis zu zweimal pro Jahr Junge. Ein Wurf hat drei bis neun winzige und blinde Junge, die jeweils nur ein bis drei Gramm wiegen. Sie werden etwa zehn Wochen lang gesäugt und nur von der Mutter aufgezogen, können aber schon nach zwei bis drei Wochen mit fester Nahrung beginnen. Nach vier bis fünf Wochen öffnen sie die Augen und sind nach maximal drei Monaten reif genug, um den Familienverband zu verlassen und allein loszuziehen. Nach fünf bis sechs Monaten sind sie bereits geschlechtsreif.

In freier Wildbahn erreichen nur 20 bis 25 Prozent das zweite Lebensjahr, meistens werden sie drei bis fünf Jahre alt. In Gefangenschaft können sie sieben bis neun Jahre alt werden.

Gefährdung und Gefahren

Die moderne Landwirtschaft gefährdet den Bestand der Mauswiesel

Es gibt eine Menge Feinde, die dem Mauswiesel gefährlich werden können. Dazu gehören Greifvögel wie Bussarde und Eulen, Füchse, Katzen und sogar Hermeline, mit denen sie eng verwandt sind. Um vor diesen sicher zu sein, verstecken sie sich oder nutzen unterirdische Gänge zur Fortbewegung. Wenn sie draußen Ausschau nach Feinden halten, stellen sie sich wie Erdmännchen auf die Hinterbeine.

Das Mauswiesel genießt keinen nationalen Schutzstatus, steht jedoch in einigen Bundesländern, z. B. Thüringen, auf der Roten Liste und gilt damit dort als gefährdet. Die heutige Landwirtschaft wirkt sich mit ihren Monokulturen sowie dem Einsatz von Pestiziden und Giften negativ auf die Mäusepopulation aus, worunter wiederum die Mauswiesel zu leiden haben. Gleichzeitig fehlt es infolge von zunehmender Bebauung und dem Verlust von natürlichen Lebensräumen, z. B. blühenden Wiesen oder strukturreichen Waldrändern, an natürlichen Rückzugsmöglichkeiten. Da Mauswiesel häufig Böschungen an Straßenrändern ansteuern, stellt der Verkehr auf Landstraßen und Autobahnen eine tödliche Gefahr dar.

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