Maulwurf – der fleißige Tunnelgräber
Die typischen Erdhügel der bei uns heimischen Europäischen Maulwürfe kennt jeder Gartenbesitzer zur Genüge und sie werden oft stirnrunzelnd beäugt. Auch wenn dies im Hinblick auf den oberirdisch unansehnlichen Rasen so erscheinen mag, so sind die fleißigen Tunnelgräber keine Schädlinge. Warum Maulwürfe sogar äußerst nützlich sind und weshalb man sie in jedem Garten willkommen heißen sollte, können Sie hier in unserem Artikel über die pelzigen Schaufler erfahren.
Merkmale
Durch seinen walzenförmigen Körperbau ist der knapp 90 Gramm schwere und etwa 13 cm große Maulwurf bestens an ein Leben in Tunneln unter der Erde angepasst. Die Haare seines Pelzes haben keinen sogenannten „Strich“. Die Besonderheit daran ist, dass jedes Haar in alle Richtungen biegbar ist und er sich daher hervorragend vor- oder rückwärts in seinen Gängen fortbewegen kann.
Sinne
Auch wenn die gebräuchliche Redensart „Blind wie ein Maulwurf“ diese Annahme nahelegt, ist der Maulwurf nicht komplett blind. Er kann Hell- und Dunkelschattierungen wahrnehmen, mehr benötigt er unter Tage nicht, denn ihm stehen weitere Sinne zur Verfügung, die ihm sehr viel bessere Dienste leisten. Das Gehör des Maulwurfs ist extrem gut ausgeprägt, auch wenn er keine sichtbaren Ohrmuscheln besitzt. Die durch Hautlappen geschützten Gehörgänge sind so empfindlich, dass er das Geräusch einer Insektenlarve, die in einen seiner Tunnel fällt, über mehrere Hundert Meter weit hören kann. Seine Umgebung erkundet der Maulwurf über die Tasthaare an Schwanz und Schnauze. An der Haut seiner langen Rüsselnase hat er einen weiteren Tastsinn, dem nur bei Maulwürfen vorkommenden „Eimerschen Organ“. Über dieses Tastorgan können die Tunnelgräber selbst leichteste Erschütterungen des Bodens oder Muskelkontraktionen von Beutetieren wahrnehmen. Zusammen mit seinem sehr gut ausgeprägten Geruchssinn macht dies den Maulwurf zu einem ausgezeichneten Jäger unter Tage.
Grabwerkzeuge
Die Hände und Füße des Maulwurfs sind sehr stark ausgeprägt und dienen ihm als Werkzeuge zum Graben. Auch wenn sein Name danach klingt, das Maul nutzt er nicht beim Graben seiner Tunnel. Vom althochdeutschen „Moltewurf“ übersetzt, bedeutet sein Name „Erdwerfer“. Seine Hände sind breiter als lang und in große Schaufeln mit fünf Fingern umfunktioniert. Die Grabmuskeln in den Schultern sind überdurchschnittlich stark ausgeprägt und machen 55 % der gesamten Muskelmasse aus.
Maulwurfshügel
Tatsächlich zu Gesicht bekommt man die kleinen Tunnelgräber kaum, sie fallen mehr durch ihre charakteristischen, vulkanförmigen Erdhügel auf. Bei Gartenbesitzern oder auf Sportplätzen sind seine Aushübe nicht gern gesehen, er ist jedoch durch das Naturschutzgesetz geschützt. Sein Röhrensystem sorgt für eine gute Belüftung des Bodens und er vertilgt kiloweise Pflanzenschädling, weshalb er durchaus als Nützling angesehen werden kann. Um den geringen Sauerstoffgehalt in seinen Gängen auszugleichen, kann der Maulwurf kann mehr Sauerstoff im Blut binden als andere Säugetiere. Er legt in regelmäßigen Abständen Belüftungslöcher an, so wie es auch Menschen im Bergbau machen.
Lebensweise
Der Maulwurf gehört zu den wenigen Säugetiere, die unterirdische Lebensräume erschließen können. Um seinen hohen Energieverbrauch beim Graben seiner riesigen Röhrensysteme auszugleichen, benötigt er außerordentlich viel Nahrung. Als Einzelgänger geht er Artgenossen aus dem Weg, nur zur Fortpflanzung treffen die Tiere aufeinander.
Leben im Tunnelsystem
Auf mehreren Tausend Quadratmetern können sich die weit verzweigten Röhren erstrecken und haben einen Durchmesser von etwa 5 cm, was der Körperbreite der Maulwürfe entspricht. Je nach Bodenbeschaffenheit und Jahreszeit liegt das Röhrensystem 10 bis 100 cm tief im Boden. Hauptsächlich dienen die Tunnel als Jagdgänge, die der Maulwurf auf der Suche nach Beutetieren durchstreift. Es werden aber auch gute ausgepolsterte Schlafkammern und „Kinderzimmer“ angelegt. Mit seinen Analdrüsen setzt der Maulwurf Duftmarken, um sein Revier zu markieren. In den Randgebieten kommt es durchaus zu Überlappungen, die Tiere jagen dann aber zu unterschiedlichen Zeiten, um nicht aufeinander zu treffen. Die bereits erwähnten Lüftungsschächte werden alle fünf bis sieben Meter angelegt.
Jagd & Beute
Auf dem Speiseplan des Maulwurfes steht ausschließlich tierische Kost. Er jagt Regenwürmer, Insekten und ihre Larven, Schnecken sowie kleine Wirbeltiere. Um seinen hohen Energieverbrauch decken zu können, benötigt er im Schnitt 85 % seines eigenen Körpergewichts an Nahrung am Tag. Alle drei bis vier Stunden durchstreift er seine Gänge, die quer angelegt sind, im Gegensatz zu den sich auf und ab bewegenden Beutetieren. Auf den Patrouillen durch seine Gänge, fallen sie dem kleinen Jäger sozusagen bequem vor die Füße. Durch seinen rasanten Stoffwechsel hat er ständig Hunger und würde nach nur zehn Stunden ohne Nahrung verhungern. Im Winter legt der Maulwurf Vorratskammern an. Dafür beißt er erbeuteten Regenwürmern in den Kopf, damit sie zwar am Leben bleiben, aber nicht mehr fliehen können. Bis zu zwei Kilo „Frischfleisch“ hortet er auf diese Weise für die entbehrungsreiche Jahreszeit.
Fortpflanzung
Maulwürfe paaren sich von Ende Februar bis Anfang März. Die Weibchen warten in ihren Schlafnestern und mit einem anhaltenden Glucksen locken sie die Männchen an. Nach erfolgreicher Paarung dauert es etwa vier Wochen, bis vier bis fünf blinde und nackte Jungtiere zur Welt kommen. Die neugeborenen Maulwürfe wiegen gerade einmal vier bis fünf Gramm. Die Mutter säugt ihre Nachkommen die nächsten fünf Wochen in einer extra ausgepolsterten Nestkammer, der Vater ist nicht an der Aufzucht beteiligt. Nach etwa zwei Monaten werden die Kleinen selbstständig und von der Mutter vertrieben. Sie machen sich nun auf die Suche nach einem eigenen Revier, eine sehr gefährliche Zeit für die jungen Tunnelgräber. Sie werden oft von Konkurrenten vertrieben und geraten an die Oberfläche, wo schon Greifvögel oder Raubsäuger auf sie warten.
Bedrohungen
Der Maulwurf ist vielen Gefahren ausgesetzt, vor allem wird er aber durch den Menschen bedroht. Der Rückgang von Wiesen und Weiden gefährden seinen Lebensraum und die zunehmende Flächenversiegelung macht ihm besonders zu schaffen. Obwohl er streng geschützt ist, stellen immer wieder Menschen Fallen auf, wenn seine Erdhügel deren Missfallen erregen. Auch die Intensivierung der Landwirtschaft trägt dazu bei, dass die Maulwurfpopulation zurückgeht. Die schweren Maschinen im Ackerbau verdichten den Boden und dieser bietet dann keinen geeigneten Lebensraum mehr für die kleinen pelzigen Schaufler.
Wer einen Maulwurf im Garten hat und es absolut nicht mit ihm und seinen Erdhügeln aushält, der kann ihn auch ohne Fallen oder Chemie vertreiben. Besonders bewährt haben sich in die Erdhaufen geschlagene Holzpfähle, an die man regelmäßig klopft. Für das feine Gehör der Tunnelgräber ist das Dröhnen sehr unangenehm und sie meiden das Gebiet künftig. Eine weitere Möglichkeit zur Maulwurf-Abwehr ist ein Sud aus Lebensbaumnadeln, Holunder oder Knoblauch, den man in kleinen Mengen in die Gänge träufelt. Bevor man jedoch darüber nachdenkt einen Maulwurf zu vertreiben, sollte nicht vergessen werden, dass ein einziges Tier im Jahr bis zu 37 Kilo Futtertiere verputzt und die Böden gesund hält.
Bildquelle: pixabay.com