Libellen – Edelsteine in der Luft

Libelle im Flug
Libellen sind wahre Flugkünstler

Wer einen Teich im Garten hat, wird sicher früher oder später einem Exemplar begegnen. Ansonsten lohnt sich ein Spaziergang um den See in der Nähe. Libellen verbringen einen Großteil ihres Lebens an Gewässern und sind dort als Flugkünstler bekannt. Es ist zwar leicht zu erkennen, ob es sich bei dem unbekannten Flugobjekt um eine Libelle handelt, wer aber spontan wissen möchte, mit welcher Art er es zu tun hat, wird es schwer haben. Gebänderte Heidelibelle (Libelle des Jahres 2025), Hufeisen-Azurjungfer oder Blaugrüne Mosaikjungfer – viele Arten haben zwar vielversprechende Namen und schillernde Farben, aber bestimmen kann man sie trotzdem nur mit Übung und einem geschulten Blick. Es gibt jedoch einige Kriterien, anhand derer sich die Art zumindest gut eingrenzen lässt.

Merkmale

Die Gebänderte Prachtlibelle
Die Gebänderte Prachtlibelle schimmert auffällig in Blau und Grün

Libellen (Odonata) gehören zu den Insekten und hier zur Unterklasse der Fluginsekten. Sie haben ein sehr auffälliges Äußeres mit einem langen, dünnen und meist farbigen Körper in Rot, Grün oder Blau sowie großen Augen und Flügeln. Ihr Sehsinn ist stark ausgeprägt und ermöglicht ihnen im Flug ihre Beute zu erkennen und zu fangen. Je nach Art liegt die Flügelspannweite zwischen zwei und 20 Zentimetern. Libellen können ihre beiden Flügelpaare unabhängig voneinander steuern, was ihnen wendige Flugmanöver ermöglicht; einige Arten können sogar rückwärts fliegen.  

Die Unterscheidung in zwei Hauptgruppen grenzt die Bestimmung einer Libelle deutlich ein, da bestimmte Körpermerkmale klare Hinweise darauf geben, zu welcher Gruppe sie gehört.

Großlibellen (Anisoptera) sind in Deutschland mit einer Länge von 40 bis 85 Millimetern und einer Flügelspannweite von 50 bis 110 Millimetern größer und kräftiger als Kleinlibellen (Zygoptera), die nur 20 bis 60 Millimeter groß werden und eine maximale Flügelspannweite von 30 bis 60 Millimetern haben. Die Vorder- und Hinterflügel der Großlibellen haben eine unterschiedliche Größe und sind immer ausgebreitet. Bei Kleinlibellen sind die Vorder- und Hinterflügel gleich groß und werden in Ruhehaltung über dem Rücken zusammengeklappt bzw. leicht geöffnet.

Zu den Großlibellen gehören Edellibellen, Flussjungfern, Quelljungfern, Falken- und Segellibellen, zu den Kleinlibellen die Prachtlibellen, Teichjungfern, Feder- und Schlanklibellen.

Bekannte Arten

Die Gebänderte Heidelibelle
Die Gebänderte Heidelibelle ist Libelle des Jahres 2025

Von den etwa 80 Libellenarten in Deutschland gehören einige zu den bekanntesten: Die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), eine Kleinlibelle, hat einen prächtigen, metallisch grünblau schimmernden Körper. Die Männchen tragen zusätzlich eine auffällig schwarzblaue Binde auf dem Flügel, die Flügel der Weibchen sind grünlich mit einem weißen Merkmal. Diese Art ist aufgrund ihrer spektakulären Färbung gut zu identifizieren.

Der BUND und die Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen haben die Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) zur Libelle des Jahres 2025 gekürt. Sie ist bei Männchen und Weibchen an der Flügelbänderung zu erkennen; bei den Männchen ist das Flügelmal rot, bei den Weibchen weiß.

Die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) war bereits zweimal, im Jahr 2013 und 2020, Libelle des Jahres. Ihren Namen verdankt sie dem Hinterleib des Männchens, der einer Speerspitze ähnelt. Die Weibchen sind charakteristisch gelb-grün oder hellgrün-blau gefärbt.

Lebensraum und Nahrung

Libelle mit Beute
Libelle mit Beute

Libellen kommen weltweit vor – außer in der Antarktis. Einen Großteil ihres Lebens verbringen sie als Larve im Wasser; dabei besiedeln sie je nach Art unterschiedliche Gewässertypen. Manche Arten gelten als eher anspruchsvoll und sind deshalb nur dort anzutreffen, wo die Lebensbedingungen noch möglichst natürlich und ursprünglich sind. Aber auch am Gartenteich kommen Libellen vor.

Ihre Entwicklung dauert ein bis fünf Jahre, danach verlässt die Larve das Wasser und schlüpft. Die Libelle ist die meiste Zeit fliegend unterwegs und kann dabei bis zu 50 Stundenkilometer erreichen.

Die Gebänderte Heidelibelle ist eher selten und nur in den Tälern und Auen weniger Tief- und Flachlandbereiche verbreitet. In Deutschland sind dies der Oberrhein, das Alpenvorland, das Nordwestdeutsche Tiefland und das Südöstliche Tiefland.

Alle Libellen sind Räuber und ernähren sich fast ausschließlich von anderen Insekten, z. B. Fliegen, Bremsen, Mücken, Blattläuse und Schmetterlinge. Großlibellen verspeisen auch gelegentlich Kleinlibellen. Sie fangen ihre Beutetiere im Flug mit den Vorderbeinen und zerlegen sie dann auf ihrer Unterlippe, der so genannten Schüssel.

Lebensweise und Fortpflanzung

Libellen Paarung
Das herzförmige Paarungsrad

Laut NABU ist die Paarung von Libellen einzigartig im Insektenreich. Sie erfolgt im Flug: Sobald das Männchen das Weibchen entdeckt, packt es dieses mit den Beinen und umklammert es mit der Zange an Körperende, Kopf oder Vorderbrust, was man Tandem nennt. Bei der anschließenden Begattung entsteht das so genannte herzförmige Paarungsrad.

Die Eiablage hängt von der Art ab, erfolgt jedoch immer im Wasser; die Eier werden z. B. ins Wasser geworfen, im Uferbereich versteckt oder in Pflanzengewebe eingestochen. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die von einer schützenden Hülle umgeben sind. Diese platzt erst auf, wenn die ausgereifte Larve das Wasser wieder verlässt. Daraus schlüpft dann die Libelle. Das voll entwickelte Tier hat je nach Art eine Lebenserwartung von zwei Wochen bis elf Monaten.

Gefährdung und Gefahren

Libelle am Teich
Mit dem Rückgang natürlicher Gewässer schwindet Lebensraum

Als Teil der Nahrungskette sind Libellen nicht nur Räuber sondern auch Beutetiere. Die Larve wird laut NABU gerne von Wasserinsekten wie Gelbrandkäfer, Wasserskorpion oder Rückenschwimmer sowie Fischen gefressen. Ausgewachsene Libellen müssen sich vor Spinnen, Vögeln oder Fröschen in Acht nehmen.

Seit einigen Jahrzehnten gehen die Bestände vieler hiesiger Libellenarten stetig zurück. In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Arten gefährdet und 20 Prozent sogar vom Aussterben bedroht. Der Grund: Wie bei vielen anderen Tierarten auch schwindet ihr Lebensraum. Gewässer sind verschmutzt, werden zu intensiv genutzt oder trockengelegt sowie durch den Klimawandel beeinträchtigt. Damit die Bestände sich erholen können und die übrigen Tiere geschützt sind, wären z. B. ausgewiesene Pufferzonen an den besiedelten Gewässern notwendig.  

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