Kormoran – Taucher und Sonnenanbeter

Kormoran am Wasser
Schwarzes Gefieder und leicht hakenförmiger Schnabel: der Kormoran

Wer einmal einen Kormoran im Flug gesehen hat, wird sein kreuzförmiges Flugbild immer wieder erkennen. Typisch ist auch sein Verhalten nach der Jagd auf und im Wasser: Er lässt sich mit breit geöffneten Flügeln trocknen – bevorzugt in der warmen Sonne. Dabei sitzt er häufig mit einer großen Gruppe Artgenossen auf Pfählen, Felsen oder Sandbänken. Ansonsten ist er einer ganzen Reihe an Vorurteilen ausgesetzt, da er als Fischräuber für die schwindende Anzahl von wirtschaftlich interessanten und seltenen Fischen verantwortlich gemacht wird.

Merkmale

Kormoran mit ausgebreiteten Flügeln
Charakteristisches Bild: Trocknen mit weit gespreizten Flügeln

Der Name des Kormorans (Phalacrocorax carbo) stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Meerrabe“. Er verdankt ihn laut Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV) seinem überwiegend kohlrabenschwarzen Gefieder, das typisch für ausgewachsene Kormorane ist.

Er ist etwa 80 bis 100 Zentimeter groß und hat eine Flügelspannweite von bis zu anderthalb Metern, wobei die Weibchen etwas kleiner sind als die Männchen. Sein Gewicht liegt bei zwei bis drei Kilogramm. Sein Hals ist lang und kräftig, der Kopf keilförmig mit einer auffälligen Hakenspitze am Ende des Schnabels.

Sein Gefieder ist zwar vorwiegend schwarz, kann jedoch in verschiedenen Farbtönen schimmern, von metallisch-grün über silbern-bläulich bis bronze-goldbraun. Die Kehle ist weiß gefärbt, auch an Kopf oder Schenkeln kommen weiße Partien vor. Jungvögel sind eher bräunlich mit hellem Bauch. Der Kormoran hat auffällige grüne Augen, die an Smaragde oder Türkise erinnern.

Zwei Verhaltensweisen sind typisch für den Kormoran: Er zeigt im Flug das „fliegende Kreuz“ und ist so auch von Weitem gut zu erkennen. Er kann bis zu 90 Sekunden lang und 30 Meter tief tauchen, wobei sich sein Gefieder mit Wasser vollsaugt. Dieses lässt er von Wind und Sonne trocknen, indem er die Flügel auf einem Rastplatz weit auseinander spreizt. Dieses Verhalten gilt in der Vogelwelt als einzigartig.

Lebensraum

Immer wieder kursiert das Gerücht, der Kormoran sei keine einheimische Art. Tatsächlich hat er laut NABU seit der Eiszeit hier gelebt; im Mittelalter und der frühen Neuzeit hat er praktisch überall in Mitteleuropa gebrütet. Heute ist der Kormoran – mit Ausnahme von Südamerika – auf allen Kontinenten zuhause.

In Europa sind zwei Arten heimisch: Phalacrocorax carbo carbo ist an den felsigen Küsten West- und Nordeuropas anzutreffen, von Island und der Bretagne bis zum Nordmeer sowie von Mitteleuropa bis Asien. In Deutschland liegt der Schwerpunkt an den Küsten von Nord- und Ostsee. Der Lebensraum von Phalacrocorax carbo sinensis ist hingegen von den Niederlanden über Norddeutschland bis ins Baltikum, auch Teile Südeuropas und des Donauraums gehören dazu. Die Unterart brütet in erster Linie auf Bäumen und ist zunehmend auch im Binnenland, z. B. an fischreichen Flüssen und Seen, anzutreffen.

Laut LBV sind Kormorane - je nach Brutort - Teilzieher oder Zugvögel. Die Ostseepopulation überwintert in süddeutschen Regionen wie dem Bodensee, am Mittelmeer oder in Nordafrika. Zwischen Ende Januar und März kehren sie wieder zurück.

Nahrung

Kormoran und Fisch
Der Kormoran vertilgt täglich große Mengen Fisch

Der Kormoran jagt tauchend bis zu 90 Sekunden lang in Tiefen zwischen drei und neun Metern, vereinzelt sind sogar 30 Meter möglich. Sein Gefieder enthält keinen Luftfilm, was ihn auf und unter Wasser schnell und gewandt macht. Im Gegenzug nässt es schnell durch, so dass er schnell auskühlt und viel Nahrung - täglich etwa 300 Gramm Fisch, zur Brutzeit sogar bis zu 800 Gramm – als Energie benötigt. Nach der Jagd lässt sich der Kormoran von Wind und Sonne trocknen. Er geht sowohl alleine als auch in der Gruppe auf die Jagd; Einzelvögel ernähren sich in erster Line von großen Fischen, Gruppen verfolgen auch Schwärme mit kleineren Fischen.

Was ihre bevorzugte Nahrung angeht, eilt Kormoranen ein zweifelhafter Ruf voraus: So heißt es immer wieder, sie würden wirtschaftlich interessante Fische, so genannte „Edelfische“ wie Felchen oder Äschen, jagen. Das ist jedoch laut NABU nicht der Fall. Kormorane fangen in erster Linie Fische, die sie ohne nennenswerten Aufwand erbeuten können. Dazu gehören Rotaugen, Brachsen oder Kaulbarsche, die allesamt häufig vorkommen und für die Fischerei eher unbedeutend sind.

Lebensweise und Fortpflanzung

Kormoran Nest
Die Nester sind häufig hoch oben in den Bäumen

Kormorane sind sehr gesellige Vögel und brüten in großen Kolonien an Binnenseen oder Flüssen. Als Nistplatz wählen sie meist einen Nistplatz hoch oben in den Bäumen aus, den sie sich mitunter mit Graureihern teilen. Zu manchen Kolonien gehören mehrere tausend Brutpaare, deren Kot die Nistbäume jedoch schlimmstenfalls langsam absterben lässt.  Anfang März beginnt die Balzzeit und die Vögel treffen an den Brutplätzen ein. Zunächst besetzen die Männchen die Nester, dann beginnt laut LBV die auffällige Balz, indem sie ihre Hälse zärtlich aneinanderreiben. Diese Partnerschaft hält in der Regel nur ein Jahr.

Die Weibchen legen drei bis vier Eier, die von beiden Partnern bebrütet werden. Nach 23 bis 29 Tagen schlüpfen die zunächst noch blinden Küken, die dann noch sechs bis sieben Wochen im Nest bleiben. Erst mit etwa zwei Monaten erreichen sie die volle Flugfähigkeit und können das Nest eigenständig verlassen.

Die Lebenserwartung von Kormoranen liegt bei durchschnittlich zehn Jahren, vereinzelt sind in freier Wildbahn auch bis zu 18 Jahre möglich. Im Alter von drei bis vier Jahren brüten sie erstmals erfolgreich.

Gefährdung und Gefahren

Fischerboot
Bei Fischern haben Kormorane einen schlechten Ruf

Als geschickter Fischräuber mit stets großem Appetit ist der Kormoran bei Fischern und Anglern eher unbeliebt. Anfang des letzten Jahrhunderts hat dies dazu geführt, dass viele Vögel abgeschossen wurden und die Bestände deutlich geschrumpft sind. Zwischenzeitlich war er praktisch verschwunden.

Seit den 1980er Jahren haben sich die Zahlen jedoch stabilisiert, der Kormoran ist mittlerweile eine europaweit geschützte Art. In Deutschland gilt er aktuell als nicht gefährdet, Fischer sprechen sogar wieder von einer „Plage“ und fordern Abschussgenehmigungen.

Laut NABU ist mittlerweile in Europa jedoch nur noch ein regionaler Zuwachs zu verzeichnen, was synchrone Zählungen an Schlafplätzen belegen. Der Vogel sei nach schnellem Wachstum an eine natürliche Kapazitätsgrenze gestoßen.

Der Kormoran hat außerdem einige Fressfeinde. So wurde Anfang des Jahrhunderts z. B. am Steinhuder Meer beobachtet, dass nur wenige Seeadler die Ansiedlung einer Kolonie verhinderten, indem sie einen Großteil der Nestlinge töteten. Auch Steinadler erbeuten, wenn sie in der Nähe einer Kolonie brüten, junge Kormorane und können Altvögel sogar im Flug schlagen. Weitere potenziell gefährliche Greifvögel sind Uhu und Habicht. Am Boden können Füchse, Marder und Dachs Jungvögeln in tiefer gelegenen Nestern gefährlich werden. Waschbären können sogar hohe Brutbäume erklettern und Gelege fressen.

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