Halsbandsittich – der „grüne Papagei“ aus dem Rheinland
Eigentlich ist der Halsbandsittich nicht in unseren Gefilden zuhause. Die Heimat des Vogels, der aus der Familie der Papageien stammt, liegt im südlichen Afrika und in südasiatischen Ländern. Er wurde als exotisches Haustier nach Deutschland importiert und hier jahrzehntelang in Gefangenschaft gehalten. Es wird davon ausgegangen, dass einige Exemplare Ende der Sechzigerjahre in Köln freigelassen wurden oder in die Freiheit entkommen sind; die erste Brut wurde dort 1969 gesichtet. Seitdem hat sich der Halsbandsittich hervorragend angepasst, stetig vermehrt und ist deswegen in deutschen Städten nicht unumstritten.
Merkmale
Der Halsbandsittich – oder lateinisch Psittacula krameri – ist eine Papageienart, was man ihm auch auf den ersten Blick ansieht. Er verfügt über ein hübsches, exotisches und charakteristisches Äußeres: Das Gefieder ist am ganzen Körper leuchtend grün, die Flügel können auch gelblich aussehen. Der Schnabel ist knallrot, ein roter Ring um die Augen ein typisches Merkmal. Ein schwarzes Band am Kinn, das im Nacken zu einem rosafarbenen Streifen verläuft und wie ein Halsband aussieht, gibt dem Vogel seinen Namen – es ist allerdings nur bei den Männchen zu sehen. Die Vögel können eine stattliche Länge von 37 bis 43 Zentimetern erreichen; bei ausgewachsenen Tieren kommen außerdem 18 bis 23 Zentimeter lange Schwanzfedern dazu.
Die „grünen Papageien“, wie sie im Rheinland genannt werden, gelten als ausgesprochen gesellig und sind deswegen in den Städten, in denen sie sich niedergelassen haben, gut bekannt. Sie sind tagaktiv, versammeln sich in großen Gruppen und neigen zu lautstarken „Unterhaltungen“ – ihre kreischenden Stimmen sind nicht zu überhören. Sie fliegen viel zwischen Bäumen hin und her oder auch tief durch die Straßen und kommunizieren auch im Flug nicht weniger laut. Wer Besuch von ihnen in seinem Garten erhält, muss also gute Nerven haben – oder sich auf das beeindruckende Spektakel einlassen. Sobald es dunkel wird, kehrt ohnehin Ruhe ein.
Lebensraum und Nahrung
Ursprünglich stammen Halsbandsittiche aus deutlich wärmeren Regionen in den bewaldeten Savannen Afrikas und Bergwäldern Asiens. Sie haben sich jedoch mühelos an das hiesige Klima angepasst und verbreiten sich in ihren heimischen Städten seit Jahrzehnten stetig weiter. Es ist kein Zugverhalten bekannt, weswegen sie den Standvögeln zuzuordnen sind. Sie sind nicht menschenscheu und halten sich in Deutschland vor allem in Park- und Grünanlagen sowie Gärten mit altem Baumbestand auf. Hier bilden sie große Kolonien von mitunter mehreren hundert Exemplaren – vor allem entlang des Rheins in Köln, aber auch in Düsseldorf, Bonn, Heidelberg oder Mannheim. Die Populationen bevorzugen hohe Eichen, Eschen oder Platanen, die auch an Straßen oder in Außenanlagen von Gastronomiebetrieben stehen können. Für die Besitzer von Biergärten oder Spaziergänger kann dies mitunter sehr störend sein, da die Vögel mit ihren Exkrementen sehr viel Dreck machen.
Halsbandsittiche sind im Prinzip Vegetarier und ernähren sich von Pflanzen. Zu ihrer Nahrung gehören Baumrinde, grüne Pflanzenteile, Blüten, Knospen, Samen, Nüsse, Früchte und Beeren. Selten verzehren sie auch mal kleine Insekten oder deren Larven.
Lebensweise und Fortpflanzung
Mit dem dritten Lebensjahr wird der Halsbandsittich geschlechtsreif. Von nun an brütet er jedes Jahr im Frühjahr ab März oder April. Er legt sein Nest dafür meist in einer Baumhöhle an, die von anderen Vögeln oder Tieren verlassen wurde. Mit seinem Schnabel zimmert er sich das Nest auf die richtige Größe. In der Brutzeit, in der das Weibchen bis zu 28 Tage ein Gelege von zwei bis fünf Eiern ausbrütet, zieht sich der Halsbandsittich zurück und ist in der Regel deutlich leiser als sonst. Die geschlüpften Jungvögel werden im Nest bis zu acht Wochen lang von ihren Eltern mit Nahrung versorgt. Daran schließt sich noch die sogenannte Ästlingsdauer von zehn bis 14 Tagen an, erst dann ist der Halsbandsittich flügge. Ästlinge können bereits kurze Strecken fliegen und trainieren ihre Flugfähigkeit, sind aber noch nicht in der Lage sich selbstständig zu ernähren.
Halsbandsittiche haben mit bis zu 20 Jahren eine sehr hohe Lebenserwartung.
Gefährdung & Gefahren
Es sind kaum natürliche Feinde der Halsbandsittiche bekannt. Wanderfalken gehören dazu, haben jedoch gegenüber den großen Kolonien kein leichtes Spiel.
Durch ihre hervorragende Anpassungsfähigkeit gelten Halsbandsittiche außerdem nicht als gefährdet – im Gegenteil, ihr Bestand ist in den letzten Jahren allein in Köln auf mehrere tausend Exemplare angewachsen. Unter Naturschützern sind sie nicht unumstritten: Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat sie als „potentiell invasive Art“ eingestuft, da sie einheimische Vögel und Tiere aus ihren Lebensräumen verdrängen. So besetzen sie Baumhöhlen, die anderen Tieren wiederum fehlen. Nach dem Gesetzt gelten sie als Wildvögel und sollten weder gefüttert noch gestört oder gejagt werden.
Seit einigen Jahren haben die Halsbandsittiche allerdings in einigen Städten wie Köln und Bonn zunehmend Konkurrenz bekommen. Alexandersittiche, die in enger Verwandtschaft zu ihnen stehen, sind ihnen in ihrer Größe deutlich überlegen, bevorzugen die gleichen Brutstätten und die gleiche Nahrung. Ihre Population ist aktuell noch deutlich geringer, aber in einigen Regionen sind sie gegenüber den Halsbandsittichen bereits dominant.