Eisvögel in Deutschland

Eisvogel sitzt auf einem Ast und blickt nach oben
Eisvogel blickt nach oben

... Nicht ohne Grund wird der Eisvogel auch gerne als Juwel der Natur bezeichnet. Der Ursprung seines Namens ist nicht final geklärt. Erklärung eins hat mit der Sprache zu tun – die germanische Bezeichnung „eisan“ bedeutet „glänzen“ und bezieht sich auf das bläulich-schimmernde Rückengefieder. Erklärung zwei stammt aus dem Volkstümlichen und umschreibt das Verhalten der Vögel, auch im Winter auf dem Eis nach Nahrung zu suchen. Die dritte Erklärung „Eisenvogel“ wäre ebenfalls denkbar, da der Rücken „stahl“blau oder der Bauch „rost“rot gefärbt ist.

Merkmale

Eisvogel sitzt im Grünen und blickt nach oben
Eisvogel im Grünen

Neben dem bereits erwähnten prächtigen Federkleid zeichnen sich Eisvögel bei einer Länge von 16 Zentimetern durch einen gedrungenen Körper aus mit kurzen Beinen und Schwanzfedern. Sie bringen 40 Gramm auf die Waage und haben eine Flügelspannweite von 25 Zentimetern. Ihr filigraner, jedoch kräftiger Schnabel ist im Vergleich zum Körper recht lang, wirkt mit seinen 4 Zentimetern fast übergroß.

Männchen und Weibchen haben beide den typisch orangenen Bauch sowie rostfarbene Wangen und beim Eisvogel-Weibchen ist auch der Schnabel von unten orange. Sein Federkleid ist am Rücken eher blaugrün gefärbt, während das des Männchens kobaltblau bis türkisfarben ist. An der Kehle und an den Halsseiten habe sie jeweils einen kreideweißen Fleck. Zudem haben Eisvögel einen leuchtend blauen Streifen auf dem Rücken, der sich beim Fliegen besonders deutlich zu erkennen gibt.

Mit diesen äußerlichen Merkmalen hat sich der Eisvogel perfekt an seine Umgebung angepasst. Von oben ist er durch sein schillerndes Gefieder vor dem bewegten Wasser eines Baches vor Feinden gut getarnt. Von unten weiß seine Beute ihn durch den Rostton nicht vom Lehm eines Ufers zu unterscheiden. Eisvögel können bis zu 21 Jahre alt werden.

Lebensraum/Verhalten

Eisvogel fliegt über Gewässer mit einem kleinen Fisch im Mund
Eisvogel mit Nahrung

Eisvögel besiedeln große Teile Asiens und Nordafrikas sowie Europas und sind auch in Deutschland weit verbreitet, jedoch nicht flächendeckend und häufig. Sie halten sich immer in der Nähe von langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit ausreichender Sichttiefe und dichtem Uferbewuchs mit reichlich Sitzwarten und Gehölzen auf. Neben Flüssen, Bächen und Seen können das auch Parks, Tümpel, Gräben, Kanäle, Teichanlagen, Baggerseen und Talsperren, manchmal sogar das Meer sein. Lassen sich Eisvögel an einem Gewässer nieder, spricht dies für eine sehr gute Wasserqualität und den ökologischen Wert des Gewässers.

Als territoriale Einzelgänger sind sie ihrem Standort treu und kehren immer wieder zurück. Treffen zwei Eisvögel aufeinander, zeigen sie ein ausgeprägtes Drohverhalten. Sie kreisen ihren Kopf, verbeugen sich langsam vor ihrem Gegner und breiten ihre Flügel maximal aus und zeigen dem Gegenüber ihre volle Größe. Dieses Duellieren kann mehrere Stunden dauern und endet, wenn der schwächere Vogel sich zurückzieht.

Eisvögel ernähren sich fast ausschließlich von im Wasser lebenden Tieren, wodurch sie stark von nahrungsreichen und sauberen Gewässern abhängig sind. Bei der Jagd sitzt der Eisvogel im Schatten am Ufer und hält Ausschau. Hat er eine Beute gesichtet, stößt er blitzschnell und kopfüber mit raschen, kurzen Flügelschlägen bis zu 60 Zentimeter tief ins Wasser und ergreift sie mit dem Schnabel. Obwohl er selbst recht klein ist, kann er Fische von 9-12 Zentimetern verschlingen. Er muss täglich 15-30 Gramm Nahrung aufnehmen.

Beim Ein-/Tauchen kann er seine Augen offenhalten, denn die sogenannte Nickhaut schützt sie. Sind seine Jagdmöglichkeiten in strengen Wintern mit zugefrorenen Gewässern eingeschränkt, kommt es zu hohen Bestandeinbußen. Diese regulieren die Tiere in den kommenden Jahren jedoch zumeist wieder.

Der Eisvogel in Deutschland ist ein Standvogel. Die Männchen verharren ganzjährig in ihrem Revier, es sei denn, die Nahrungsgewässer vereisen vollständig. Die Weibchen oder Jungvögel verlassen ihre Gebiete auch schon früher, wenn es nichts mehr zu fressen gibt, bleiben aber in der Nähe, sind also zuweilen Teil- und Kurzstreckenzieher. In Skandinavien hingegen ziehen alle Eisvögel in ihre nordafrikanischen Winterquartiere.

Fortpflanzung

Vier weiße, runde Eier des Eisvogels liegen in einem Nest
Eisvogel Eier im Nest

Eisvögel sind vor allem während der Balz zwischen Februar und März sehr ruffreudig. Sie leben normalerweise während der Brutzeit monogam, finden aber jedes Frühjahr einen neuen Partner. Dafür fliegen die Männchen dann an Gewässern entlang und geben laute Rufe ab. Hat ein Weibchen Interesse, fliegt es dem Männchen hinterher und sie verfolgen sich abwechselnd. Das animiert das Männchen, mögliche Brutplätze aufzusuchen.

Zum Brüten sucht sich der Eisvogel Steilhänge, Abbruchkanten oder Wurzelteller umgestürzter Bäume und gräbt eine horizontale, circa einen Meter lange Röhre und an deren Ende eine Höhle. Dabei kann das Sedimentmaterial einer Brutwand sandig, tonig, mergelig oder lehmig sein. Das Weibchen legt sechs bis neun weiße, glatte und runde Eier. Nach circa drei Wochen schlüpfen die Kleinen, kommen bereits nach wenigen Tagen aus der Bruthöhle an die Oberfläche und können nach 23-27 Tagen Nestlingszeit ausfliegen. Sie begeben sich selbstständig auf Nahrungssuche. Die Verständigung mit flüggen Jungen besteht aus Frage-Antwort-Rufen.

Als Schachtelbrüter können die Tiere in der Brutzeit von Mitte März bis Ende September mehrere Bruten gleichzeitig aufziehen. Das Männchen füttert dabei die ausgeschlüpften Jungen des ersten Geleges weiter, während das Weibchen schon auf den Eiern der zweiten Brut sitzt und ebenfalls von ihm gefüttert wird. Die Fütterung der Kleinen verläuft in der Eisvogel-Großfamilie sehr gerecht. Im sogenannten Futterkarussell bilden sie in der Bruthöhle einen Kreis und es wird immer nur der Jungvogel gefüttert, der sich am nächsten am Eingang befindet. Dann routieren sie und der Nächste ist dran.

Gefährdung

Eisvogel sitzt auf einem Ast und ist umgeben von Schnee
Eisvogel im Schnee

Der Eisvogel in Deutschland ist ein Jahresvogel, weil Wintergast, und gilt als nicht gefährdet. Vor Bejagung schützt ihn das Bundesnaturschutzgesetz und die europäische Vogelschutzrichtlinie (Anhang I). Auch sonst steht er in Deutschland unter strengem Schutz, da es nur noch 6.000 bis 8.000 Paare gibt. Des Weiteren steht er in Deutschland auf der Vorwarnliste, was bedeutet, dass er schnell in eine starke Gefährdung rutschen kann. Bayern zum Beispiel führt ihn bereits jetzt auf der Rote Liste als gefährdet. Das liegt daran, dass der Bestand des Eisvogels in sehr eisreichen Wintern stark einbrechen kann.

Diese Bedrohung reguliert der Eisvogel auf natürliche Weise durch die Schachtelbruten. Außerdem haben die milden Winter in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Bestände zu stabilisieren. Einzelne kalte Winter treffen die Tiere dann aber umso härter, da sie sich an die Klimabedingungen anpassen und vermehrt in ihren angestammten Revieren überwintern.

Was der Eisvogel ebenfalls nicht eigenständig kompensieren kann, ist die Gefährdung durch die Besiedelung, Verbauung (Begradigung, Kanalisierung) und Verschmutzung seines natürlichen Lebensraumes. Auch unkontrollierter Freizeittourismus setzt ihm zu, der ihn beim Brüten oder Füttern der Jungen stört und unwissentlich oder mutwillig tatsächliche und potenzielle Nistplätze vernichtet.

Deshalb werden seit einigen Jahren vermehrt wichtige Schutzmaßnahmen durchgeführt, um dem Eisvogel sein natürliches Revier zurückzugeben. Fließgewässer werden erhalten oder renaturiert, Steilwände angebaut und Nisthilfen geschaffen. An einer artenreichen Fischfauna und verbesserter Wasserqualität wird ebenfalls gearbeitet.

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