Das Tierheim ist rappelvoll

Sie finden diesen Artikel aus den Westfälischen Nachrichten HIER  von Christian Wolff.

Dieses Phänomen kennt Marion Herzog sonst eher aus dem Sommer: In den Hunde- und Katzenhäusern des „Mammut-Tierheims“ ist kaum noch Platz. Die Einrichtung an der Angel in Tönnishäuschen stößt aktuell an ihre Kapazitätsgrenzen. „Und auch personell sieht‘s eng aus“, sagt die Tierfreundin.

Vor allem Samtpfoten aus dem gesamten Kreisgebiet kommen permanent durchs Tor. „Wenn wir in der Woche zwei, drei Katzen vermitteln, sind auch schon wieder sieben, acht neue da“, berichtet Milena Weßel . „Erst am Sonntag wurden uns wieder zwei vor die Tür gesetzt – eine hochträchtig.“ Ein typisches Beispiel für den Alltag der Tierfreunde.

Rund 100 Katzen müssten derzeit versorgt werden. Erst zwei Stunden vor dem Besuch unserer Zeitung wurde eine „Tricolore“ aus Drensteinfurt ins Tierheim gebracht. „Sie ist noch nicht alt, vermutlich kam sie im Mai auf die Welt. Noch hat sie keinen Namen“, erzählt Weßel, während sie das neugierige Kätzchen mit ersten Streicheleinheiten versorgt.

Warum es seit Wochen und Monaten derart extrem zugeht im „Mammut-Tierheim“, kann sich Marion Herzog nicht erklären. „Sonst war‘s im Januar und Februar immer ruhig. Aber es nimmt scheinbar gar nicht ab“, berichtet sie. „Das geht konstant so.“ Insofern seien die drei festen Mitarbeiter auf Unterstützung angewiesen. „Es ist der Wahnsinn. Wir haben eine Sieben-Tage-Woche. Zu uns kommen viele treue Gassigänger, sind für unsere Hunde da, aber eigentlich bräuchten wir in den Tierunterkünften noch mehr helfende Hände.“

Es gebe zwar Auszubildende, aber die seien durch Schulbesuche, Fortbildungen und regelmäßige freie Tage häufig nicht in Tönnishäuschen anzutreffen. Ehrenamtliche, die sich auch mal mit weniger angenehmen Fällen beschäftigen wollen, seien nur schwer zu bekommen oder nach kurzer Zeit wieder weg, so die Erfahrung des „harten Kerns“.

Schwer zu vermitteln sind jene Hunde, die durch eine Aktion der Tierschutzorganisation „Peta“ vor einigen Wochen im Heim eine neue Bleibe fanden (wir berichteten), zum Beispiel ein Rottweiler und zwei Münsterländer. „Sie sind zur Deckung missbraucht worden und kennen kein richtiges Familienleben“, weiß Herzog. „Das merkt man ihnen an, auch wenn wir uns sehr um sie kümmern.“ Für acht Monate besonders groß sind Mischling Leni und Bruder Bibo. „Auch das ist für viele Menschen ein Problem. Kleinere Tiere sind halt beliebter, obwohl die beiden richtig lieb sind.“ Ob das Fellduo noch zu vermitteln ist, können die Helfer nur mutmaßen. „Es wäre ihnen sehr zu wünschen.“

Neben Unterstützung bei der Tierpflege benötigt das „Mammut-Tierheim“ weiterhin Futterspenden, vornehmlich Nassfutter für Hunde. Marion Herzog: „Die finanziellen Spenden an den Tierschutzverein gehen in weiten Teilen für die hohen Arztkosten drauf. Das wird sich so schnell nicht ändern lassen. Es gibt eben viele kranke Tiere, die eine mehrwöchige Behandlung benötigen.“ Daneben wolle der Verein auch finanzschwachen Familien unter die Arme greifen. Zur Verwunderung von Milena Weßel sei der Anteil an unkastrierten und ungechipten Katzen noch immer hoch. „Ich habe mal gedacht, das wird im Laufe der Zeit weniger, weil die Menschen für das Thema an vielen Stellen sensibilisiert werden, aber irgendwie können wir da keinen gegenläufigen Trend feststellen.“

Wer die Arbeit des Tierschutzvereins unterstützen möchte, kann sich im Tierheim unter der Telefonnummer 0 25 28 / 36 30, per E-Mail an oder zu den Öffnungszeiten – täglich zwischen 15 und 17 Uhr oder nach Absprache – melden.

https://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Ahlen/4106637-Kaum-noch-Kapazitaeten-in-Toennishaeuschen-Das-Tierheim-ist-rappelvoll

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